Selbstständige: Bürokratie mindert Erfolg
Wie eine neue Umfrage zeigt, sind unsicheres Einkommen oder zu hohe Arbeitsbelastung nicht die größten Probleme deutscher Selbstständiger. Stattdessen ist es die Bürokratie, die den Unternehmern das Leben schwer macht.
In Deutschland sind fast zehn Prozent der berufstätigen Menschen selbstständig. Um herauszufinden, welche Hürden und Probleme diese knapp vier Millionen Menschen beschäftigen, hat das Unternehmen Invoiz in Zusammenarbeit mit dem Verband der Gründer und Selbstständigen in Deutschland (VGSD) 3.000 Freiberufler befragt. Dabei ergaben sich klare Problemfelder – und Forderungen an die Politik, um die Situation vieler Selbstständiger in Zukunft zu erleichtern.
Häufiger Verzicht auf Steuerberater
So verzichten beispielsweise rund 25 Prozent der Befragten auf die Hilfe eines Steuerberaters, um die teils sehr hohen Kosten, die Selbstständige etwa für die Krankenversicherung tragen müssen, auszugleichen. Deutlich höher ist der Anteil derer, die ihre Steuererklärung in Eigenregie anfertigen, bei Kleinunternehmern und jüngeren Selbstständigen. Hochschulabsolventen arbeiten hingegen deutlich häufiger mit fachkundigen Beratern zusammen. Moritz Buhl, Gründer von Invoiz, führt das nicht nur auf Sparsamkeit zurück, sondern vor allem in den Fällen der jüngeren Unternehmer auf fehlendes Wissen und Problembewusstsein. Auch Unternehmer ohne Hochschul- oder Berufsabschluss verzichten zu Dreivierteln auf Steuerberater.
Bürokratische Hürden und rechtliche Unsicherheiten
Nach diesen Ergebnissen lässt sich schon erahnen, welches Feld Freiberufler und Unternehmer am meisten belastet: die Bürokratie. Fast 60 Prozent sind der Meinung, ihr Geschäft würde vor allem von bürokratischen Hürden gebremst werden. Als aktuelles Beispiel nennt Buhl die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die den Selbstständigen bis heute nicht in verständlicher Form kommuniziert worden sei. So entstehen entweder Mehrarbeit, um sich in die Materie einzuarbeiten, oder zusätzliche Kosten für einen Rechtsbeistand – die genaue Anwendung der DSGVO ist jedoch auch Rechtsanwälten nach wie vor nicht klar. Eine ähnliche Unsicherheit besteht bei der Gefahr, als scheinselbstständig eingestuft werden zu können. Andreas Lutz vom VGSD berichtet, dass die viele Geschäftskunden davor zurückschrecken, lukrative Aufträge an Selbstständige zu vergeben, weil die Kriterien für eine Scheinselbstständigkeit nicht eindeutig genug wären.
Selbstständige beklagen mangelnden Respekt
Womöglich sind es diese und weitere seit Jahren bestehende Hürden, die dazu führen, dass sich laut Umfrage ganze 80 Prozent der Selbstständigen von der Politik wenig oder gar nicht respektiert fühlen. Allerdings: Die letzte der drei Forderungen an die Politik – nach einkommensgerechten Kranken-/Pflegeversicherungsbeiträgen und Rechtssicherheit bei der Scheinselbstständigkeit – ist die Große Koalition bereits angegangen: Ein Gesetzesentwurf gegen Abmahnmissbrauch liegt inzwischen vor. Die ganze Studie können Sie hier herunterladen.
Quelle: t3n.de
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