Homeoffice erreicht immer mehr Unternehmen
Viele Arbeitnehmer wünschen sich Tage, an denen sie nicht ins Büro fahren müssen, um zu arbeiten. Anstrengendes Pendeln vermeiden oder den beruflichen Alltag besser mit der Familie kombinieren zu können: Homeoffice ist aus vielen Gründen beliebt. Der Bitkom hat nun untersucht, wie die Arbeitgeberseite zu dem Thema steht – und warum.
Homeoffice wird in Deutschland immer beliebter. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) hat eine Umfrage unter Geschäftsführern und Personalverantwortlichen durchgeführt, um die Einschätzung der Unternehmensvertreter zum Thema Homeoffice zu eruieren. Dabei ergab sich, dass auch für Arbeitgeber die Möglichkeit der Heimarbeit zunehmend zum Standard wird. Zwar bietet mit 61 Prozent immer noch mehr als die Hälfte der Unternehmen kein Homeoffice an. In den zurückliegenden Jahren hat sich das Konzept allerdings immer stärker durchgesetzt. Erlaubten im Jahre 2014 noch 20 Prozent die ortsunabhängige Arbeit, waren es 2016 schon 30 Prozent. 46 Prozent der Verantwortlichen rechnen zudem mit einem steigenden Homeoffice-Anteil in ihrem Unternehmen.
Klare Regeln erwünscht
Dabei legen drei Viertel der Personalverantwortlichen großen Wert auf festgelegte Tage, an denen das Arbeiten außerhalb des Büros möglich ist. Umgekehrt entstehen auf diese Weise feste Tage innerhalb der Woche, an denen alle Mitarbeiter im Büro sind und gemeinsame Termine wahrnehmen können. 61 Prozent der Befragten betonen jedoch weiterhin, Büroarbeit sei die Regel und Heimarbeit die Ausnahme. Bei knapp der Hälfte der Unternehmen muss ein Homeoffice-Tag noch einzeln vom Vorgesetzten genehmigt werden. Die Skepsis der meisten Arbeitgeber basiert jedoch nicht auf mangelndem Vertrauen gegenüber den Angestellten. Zwar beklagen 29 Prozent, die Arbeitszeit im Homeoffice-Modell nicht hinreichend kontrollieren zu können. Deutlich mehr Befragte gaben jedoch an, durch Homeoffice könnten Ungleichbehandlungen entstehen, weil nicht alle Mitarbeiter davon profitieren würden (65 Prozent). Auch die Produktivität könnte durch den fehlenden Austausch leiden (58 Prozent).
Arbeitsrecht ist nicht mehr zeitgemäß
Der Bitkom weist unterdessen darauf hin, dass vor allem das antiquierte deutsche Arbeitsrecht einen Fortschritt beim Arbeiten von Zuhause verhindern würde. „Der selbstbestimmten Arbeitszeitgestaltung stehen gesetzliche Hürden wie der starre Acht-Stunden-Arbeitstag und die elfstündige Mindestruhezeit entgegen. Wer spätabends noch mal die Dienstmails checkt und am nächsten Morgen wieder am Arbeitsplatz ist, verstößt gegen die Gesetze“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Das Arbeitsrecht ist in diesen Punkten nicht mehr zeitgemäß und setzt Arbeitnehmer massenhaft ins Unrecht. Es ist höchste Zeit, diese aus der Zeit gefallenen Regeln zu ändern.“
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