DienstAGEV - 12. Kalenderwoche 2019
„Deutschland ist nicht in allen Bereichen gut aufgestellt, von einer mangelhaften digitalen Infrastruktur bis hin zu einem strengen Datenschutz und einer Bevölkerung, die weniger innovationsbereit ist.“ Prof. Isabel Schnabel, Fünf Weise, 20.3.2019
Liebe Leserin,
lieber Leser,
um dem alljährlichen Karnevalstrubel zu entfliehen, sind wir in diesem Jahr zu einer Weinprobe in den Wonnegau gefahren. Eine überaus gelungene Entscheidung, nur der Narretei entkamen wir auch dort nicht ganz. Erzählte uns doch der Winzer zu fortgeschrittener Stunde folgende Geschichte:
Vor drei Jahren musste er ausnahmsweise einer Forderung über 250 € hinterherlaufen und am Ende sogar ein Inkassobüro einschalten – zum ersten und letzten Mal, wie er uns versicherte.
Bei der Beauftragung habe er für Recherchekosten finanziell in Vorlage treten müssen. Nach langer Zeit sei es zu der Vereinbarung gekommen, dass der Schuldner monatlich drei Euro zurückzahlen solle, da er zu mehr nicht imstande sei. Dazu kämen 57 Cent Umsatzsteuer. Das Inkassobüro behielte monatlich drei Euro Bearbeitungsgebühr von ihm ein, sodass es an ihm sei, monatlich die Umsatzsteuer beim Finanzamt anzugeben. Das könne jetzt in alle Ewigkeit so weitergehen.
Um dem ein Ende zu bereiten, habe er versucht, mit dem Inkassobüro, das mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftige, zu telefonieren und ggf. andere Lösungen zu erarbeiten. Telefonisch sei jedoch kein Kontakt möglich gewesen, da er immer wieder an andere Mitarbeiter verwiesen worden sei, die aber nicht zu erreichen oder uninformiert gewesen seien.
Folglich habe er schriftlich um eine Stellungnahme gebeten. Man habe ihm in der Antwort vorgeschlagen, das Inkassoverfahren gegen eine Gebühr von 160 € einzustellen…
Jetzt bleibt es dabei, dass er bis an das Ende seiner Tage drei Euro monatlich kassiert und wieder abgibt und seine Umsatzsteuererklärung mit zusätzlichen 57 Cent garniert. Positiv sei immerhin daran, dass er so ständig daran erinnert werde, dass die Bürokratie in Deutschland immer schlimmer, die Steine, die einem Unternehmer in den Weg gelegt würden, immer dicker, aber die Zahl derer, die daran verdienten, immer größer würde.
Dem klugen Zitat von Prof. Schnabel heute Morgen ist so zumindest noch der alltägliche Bürokratiewahnsinn als permanentes Deutschlandrisiko hinzuzufügen, behauptet
Ihr
Franz J. Grömping
PS: Die Anzahl der Rechtsanwälte in Deutschland nimmt übrigens seit 15 Jahren jährlich um 4,9 % zu. Die Wachstumsaussichten sind also nicht in allen Branchen trübe.