Solarpflastersteine: Strom aus dem Boden

Freiflächen in Städten, auf die viel Sonne fällt, gibt es zuhauf. Wie wäre es, wenn man sie zur Stromerzeugung nutzt? Diese Lücke will das Green-Tech-Startup Platio aus Ungarn mit Solarpflastersteinen schließen. Die Energiequelle sprudelt unabhängig vom Stromnetz.

Der neue Geh- und Radweg im niederländischen Groningen produziert Solarstrom. (Bildquelle: PLATIO Solar)

Das Green-Tech-Startup Platio ist nicht das erste Unternehmen, das Solarlösungen für Straßenbeläge herstellt. Bisher hatten solche Produkte aber zu viele Mankos: Vor allem die Langlebigkeit ließ zu wünschen übrig. Die patentierte Technologie von Platio verspricht eine mit Beton vergleichbare Festigkeit und hohe Belastbarkeit. 25 Jahre sollen die Solarpflastersteine halten, bei normaler Nutzung gewährt das Startup eine Garantie von zehn Jahren. Ein weiterer Vorteil gegenüber früheren Produkten ist die umweltfreundliche Produktion: Basis der Pflastersteine, die mit Niederspannung laufen, ist ein Rahmen aus hundert Prozent recyceltem Kunststoff, in den die Solarzellen eingebettet werden. Für den Rahmen verwendet der Hersteller Kunststoffabfälle aus der Lebensmittelproduktion, die von nahen Entsorgungsunternehmen bezogen werden, um lange Transportwege zu vermeiden. Die Deckschicht der Fliesen besteht aus gehärtetem Opalglas mit einer rutschhemmenden Beschichtung. Beim Verlegen werden die Fliesen über ein Stecksystem miteinander verbunden, ebenso die darunter liegenden Kabel. Ist das System fertig verlegt, lässt sich das Kabel entweder direkt an elektrische Geräte anschließen oder wird zu einem Schaltschrank mit Wechselrichter geführt.

Netzunabhängige Stromquelle

Viel befahrene Straßen sind für den Einsatz nicht geeignet, dafür aber sonnenreiche Flächen im öffentlichen und privaten Raum – etwa Geh- und Radwege, Bürgersteige, Fußgängerzonen, Parks, Einfahrten oder Terrassen. Nach Angaben von Platio können die Solarpflastersteine sogar einem Druck von zwei Tonnen standhalten, sodass auch Autos darüberfahren können, solange es sich nicht um fließenden Verkehr handelt.

An einigen Standorten in Europa und den USA sind die Fliesen schon im Einsatz. Die niederländische Stadt Groningen zum Beispiel, die bis 2035 CO2-neutral sein möchte, hat im vergangenen Jahr am Flussufer einen 400 qm großen Solarpfad angelegt, der die Sonnenenergie in elektrische Energie umwandelt. Rund 55.000 kWh im Jahr sollen künftig zum städtischen Rathaus geleitet werden. Eine Fläche von 20 qm würde rund 3.000 kWh Strom pro Jahr produzieren, was ungefähr dem Energieverbrauch eines durchschnittlichen Haushalts pro Jahr entspricht.

Auch im sonnenreichen Barcelona kann man die Platio-Steine entdecken. Die Stadt setzt auf ihrem Weg zur CO2-Neutralität auf den Ausbau der E-Mobilität, die ohne mehr lokale, netzunabhängige Energiequellen nicht auskommt. Die umweltfreundlichen Solarsteinpflaster speisen zum Beispiel in einem Park die Ladestationen für E-Bikes, an anderer Stelle die Ladestationen für E-Roller. Die schnelle Umsetzbarkeit im städtischen Raum ist für das Unternehmen ein wichtiges Verkaufsargument. Ilyés Miklós, Landschaftsarchitekt und Mitgründer von Platio, macht das am Beispiel der Straßenbeleuchtung fest: „Wenn neue Straßenleuchten installiert werden sollen, würden die üblichen Planungs- und Genehmigungsverfahren bis zu einem Jahr dauern, durch unser lokales Energieerzeugungssystem kann diese Zeit auf eine Woche verkürzt werden.“

Mehr Informationen: platiosolar.com