Bitkom zum „Bundeslagebild Cybercrime“

Die Zahl der Straftaten im Bereich Cyberkriminalität ist erneut gestiegen. Am 13. Mai hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser das „Bundeslagebild Cybercrime“ vorgestellt. Dazu äußert sich Dr. Ralf Wintergerst, Präsident des Digitalverbands Bitkom.

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Im Vergleich fällt auf, dass 2023 die Zahl der Auslandstaten um 28 Prozent gestiegen ist, während die Inlandstaten auf hohem Niveau stagnieren mit minus 1,8 Prozent gegenüber 2022. Die Aufklärungsquote bei den Cybercrime-Delikten ist 2023 um drei Prozentpunkte angestiegen und liegt nun bei 32,2 Prozent. „Wir wollen die Cyberabwehr weiter stärken und weitere Instrumente schaffen, die es dem Bund erlauben, bei schweren Cyberangriffen schnell zu handeln und diese abzuwehren“, sagte die Bundesinnenministerin bei der Vorstellung des Bundeslagebilds zur Cyberkriminalität.

Dazu äußert sich Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst folgendermaßen:

„Cyberattacken sind die derzeit wohl größte Bedrohung für Wirtschaft, Gesellschaft und Staat. Indem sie das Bundeslagebild Cybercrime heute erstmals gemeinsam vorstellen, zeigen Bundesinnenministerium, Bundeskriminalamt und BSI, dass die Bedeutung erkannt wurde. Pro Jahr entstehen der deutschen Wirtschaft 206 Milliarden Euro Schaden durch Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten sowie digitale und analoge Industriespionage und Sabotage, rund drei Viertel (72 Prozent) aller Unternehmen in Deutschland sind davon betroffen. Inzwischen entfallen davon 148 Milliarden Euro, also 72 Prozent, auf reine Cyberangriffe, 2021 lag der Anteil noch bei 59 Prozent. Und fast jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) befürchtet, dass eine erfolgreiche Cyberattacke die eigene Existenz bedrohen könnte. Wir begrüßen die Ermittlungserfolge der Behörden, auf die Bundesinnenministerin Faeser zu Recht verweist. Allerdings ist den Unternehmen wenig geholfen, wenn man weiß, wer einen Cyberangriff ausgeübt hat, der Zugriff auf die Kriminellen aber fehlt, weil ausländische Behörden die Zusammenarbeit verweigern.“

Das fordert der Bitkom-Präsident:

„Wir müssen unsere digitale Abwehrfähigkeit und Resilienz massiv erhöhen. Um Cyberkriminalität bekämpfen zu können, müssen wir kurzfristig Know-how und Zuständigkeiten bei den Sicherheitsbehörden stärker konzentrieren, Cyberattacken orientieren sich nicht an unseren föderalen Strukturen. Und sie machen auch nicht an den Staatsgrenzen halt. So konnten 46 Prozent der betroffenen Unternehmen zuletzt Angriffe nach Russland zurückverfolgen, 42 Prozent nach China – das sind Negativrekorde. Cyberangriffe sind wesentlicher Teil hybriden Kriegsführung. Ein erfolgreicher Cyberangriff legt nicht einfach Computer lahm. Er kann einen Produktionsstillstand zur Folge haben, aber auch die Energieversorgung zusammenbrechen lassen oder Krankenhäuser und Verkehrsknotenpunkte stilllegen. Notwendig ist deshalb eine enge Zusammenarbeit von inländischen Strafverfolgungsbehörden, unseren Nachrichtendiensten bis hin zur Bundeswehr. Im Cyberraum sind die Grenzen zwischen innerer und äußerer Sicherheit gefallen. Auf diese neue Situation müssen wir eine adäquate Antwort finden, indem alle beteiligten Stellen bundesweit noch enger kooperieren.“

Quelle: Bitkom