Eine AGEV-Wahlempfehlung …
… hat es in den fast 30 Jahren, die unser Arbeitgeberverband existiert, nie gegeben und wird es auch diesmal nicht geben. Aufgrund der Kürze der Zeit nicht einmal die üblichen Wahlprüfsteine für die Partien, an denen wir sonst die Umsetzung der AGEV-Interessen messen. Außerdem geht es am 23. Februar um mehr.

Der neue Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Peter Leibinger, ist ein Mann der leisen Töne, der am 18. Januar in einem SPIEGEL-Interview in feinen Linien die Zukunftsaufgaben Deutschlands zeichnete. Seine Aussagen gegen Extremkapitalisten à la Musk, den zum Präsidenten gewählten Straftäter Trump und seine Gefolgschaft und radikale Parteien waren allerdings knallhart. Er hält sie kurzgefasst für „unerträglich“ und wünscht sich für Deutschland, „dass sich mehr Wirtschaftsführer gegen die AfD positionieren“.
Verdi-Chef Warnecke vertrat am 19. Januar in seiner Analyse in der SZ erwartungsgemäß in vielen Punkten konträre Auffassungen zu Leibinger. Bezüglich der AfD sagte er jedoch das Gleiche wie sein Antipode und rief „Mitglieder ausdrücklich dazu auf, die AfD nicht zu wählen“.
Gleichzeitig gingen in den letzten Wochen wieder Hunderttausende auf die Straßen und demonstrierten für Demokratie, Toleranz und Vielfalt. Sie haben verstanden: Die Demokratie ist in Gefahr.
Wohin Populismus führt, sieht man ganz profan am Brexit im Februar 2020. Die Briten wünschen sich händeringend die Rückkehr in die EU. Nur noch elf Prozent stehen in der aktuellen Umfrage anlässlich des fünfjährigen Jubiläums hinter dem Austritt.
Also lassen Sie uns lauter werden! Wir sind mehr, viel mehr als die, die die Demokratie abschaffen wollen, weil sie nicht verstanden haben, wie wertvoll sie für das Zusammenleben, sogar für das Überleben der Menschheit ist.
Wir müssen zur Wahl gehen und demokratisch wählen. Die Auswahl an Parteien, die auf dem Boden unseres Grundgesetzes stehen, ist größer, als man meint. Der wahl-o-mat.de/ und der real-o-mat.de/ bieten hervorragende Orientierung. Je öfter man sie ausfüllt und mit der Familie diskutiert, desto klarer wird das Bild.
Und wenn das nicht reicht, müssen wir in die Partei eintreten, die uns am wenigsten unsympathisch ist. Dort können wir Sand ins Getriebe streuen, konstruktiv diskutieren und mit Sachlichkeit und Fairness überzeugen. Das verlange ich von allen demokratischen Parteien: Sie sollen – ja sie müssen sich streiten, das ist der Sinn der Demokratie. Aber immer fair und mit offenem Visier und gemeinsam gegen die Feinde der Demokratie links und rechts.
Demokratie ist anstrengend, sie ist langwierig und teuer. Aber sie ist das wertvollste politische Gut, das wir haben. Ihre größte Schwäche ist auch ihr größter Vorzug: Alle vier, fünf Jahre werden die Herrschenden ausgetauscht.
Sie klingelt nicht, wenn sie sich verabschiedet, sagte ein ehemaliger Bundespräsident treffend. Wie das aussieht, beobachten wir aktuell nicht nur in Amerika, wo in rasender Geschwindigkeit Gerichte, Universitäten und Presse, also genau die Institutionen, die die Demokratie schützen sollen, demontiert werden. Schauen wir nur ins Nachbarland, wo der Rechtsextreme Herbert Kickl, ehemals Redenschreiber von Haider und Strache, Bundeskanzler werden kann, ein Fremdenhasser, Antisemit und autoritärer Scharfmacher.
Lassen wir uns nicht anstecken, sondern halten gemeinsam dagegen.
Weitere News aus dieser Kategorie
5. Februar 2025
Editorial AGEV im Dialog Februar 2025
Im Frühjahr 2016 war ich Teilnehmer eines Workshops zur „Ökonomisierung der…
4. Februar 2025
KI-optimierte Großspeicher aus Deutschland
Der Einsatz von Heimspeichern und Gewerbespeichern wächst seit Jahren. Das viel…
4. Februar 2025
Update 2025: Neues Jahr, neue Gesetze
2025 bringt etliche Neuerungen für Unternehmer und Selbstständige. Einige…