Elektroantriebe: Technologiesprung made in Germany

Das Münchner Startup DeepDrive bringt eine Innovation in den Markt für Elektroantriebe. Die Batterietechnologie des jungen Unternehmens, das 2021 von einem Team erfahrener Ingenieure gegründet wurde, verspricht höhere Reichweiten, geringere Kosten und positive Effekte für die Umwelt.

Bildquelle: DeepDrive

Erst drei Jahre ist es her, dass Co-CEO Felix Pörnbacher und seine sechs Mitstreiter, die zuvor bei Unternehmen wie Bosch, Audi und Infineon tätig waren, DeepDrive gründeten – mit dem Ziel, günstigere und bessere Elektromotoren zu bauen. Jetzt steht das Startup schon vor dem Durchbruch in den Massenmarkt. Bereits acht der zehn größten Automobilhersteller weltweit sind in Kontakt mit dem Startup oder arbeiten bereits an ersten Serienanwendungen. Einer der Partner ist BMW. Forscher des Autoherstellers aus Bayern wurden auf der IAA 2021 auf DeepDrive aufmerksam und haben die Zusammenarbeit seither intensiviert. Aktuell testet BMW den patentierten Doppelrotor-Radnabenantrieb auf der Straße, nachdem ein Pilotprojekt vielversprechende Ergebnisse gezeigt hat.

Mit welchen Differenzierungsmerkmalen stößt DeepDrive auf so großes Interesse in der Automobilindustrie? Zum einen ist es die so entscheidende Reichweitenmaximierung: Rund 800 Kilometer soll ein E-Fahrzeug mit dem Elektromotor des Startups zurücklegen können. Zum anderen sinken die Kosten für die Automobilhersteller drastisch. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Motoren, die nur einen Rotor verwenden, werden zwei Rotoren integriert, was den Motor kompakt macht, seine Drehmomentdichte erhöht und ihn damit zu einer leistungsstarken und zugleich kostengünstigen Lösung für E-Fahrzeuge macht. DeepDrive spricht von rund 20 Prozent mehr Effizienz gegenüber Standard-E-Motoren und einer Kostenersparnis von 200 bis 300 Euro gegenüber dem Industriestandard.

Verzicht auf Seltene Erden

Der positive Effekt für die Umwelt zeigt sich zum einen in der Einsparung von CO2-Emissionen, denn der Antrieb – anders als die heutigen E-Motoren – kommt mit rund 80 Prozent weniger Eisen, 50 Prozent weniger Magnetmaterial und null Gramm der ebenso knappen wie teuren seltenen Erden aus. Möglich macht das die spezielle Konstruktion der Doppelrotor-Technologie, die eine effizientere Kühlung ermöglicht. Bei größeren Kühlflächen bleiben die Magnettemperaturen niedrig, sodass zum Beispiel Dysprosium und Terbium aus der Gruppe der seltenen Erden, die für die Hitzebeständigkeit eingesetzt werden, verzichtbar sind. Das spart Kosten und reduziert die Abhängigkeit von knappen Ressourcen.

Der Konkurrenz aus China die Stirn bieten

Der Markt, auf dem DeepDrive erfolgreich sein will, ist hart umkämpft. Vor allem chinesische Anbieter dominieren ihn. So ist China weltweit führend in der Produktion und Entwicklung von Elektrofahrzeugen und den dazugehörigen Technologien. Hersteller wie BYD, NIO und Geely investieren massiv – und gepusht durch staatliche Unterstützung – in die Entwicklung neuer Antriebstechnologien. Sie können von Skaleneffekten und einem riesigen Binnenmarkt profitieren, der schnelle Innovationen ermöglicht.

Die Innovation von DeepDrive könnte allerdings vor allem in Europa und bei den westlichen Automobilherstellern, die auf der Suche nach innovativen, effizienten und kostensparenden Lösungen sind, eine Alternative sein. Seinen Vorteil sieht das Unternehmerteam im zeitlichen Vorsprung durch die mögliche Serienfertigung. Zudem hat es sich sämtliche Patente rund um die Motorentechnik global schützen lassen. Die Frage, ob das Startup aus Deutschland oder chinesische Unternehmen langfristig erfolgreicher sein werden, hängt stark vom Tempo der Marktdurchdringung und den Partnerschaften ab. Während DeepDrive technologisch überzeugt, könnten chinesische Hersteller durch ihre aggressive Preisgestaltung und Produktionskapazitäten weiterhin einen Vorteil auf dem globalen Massenmarkt ausspielen.

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