Bezahldienste: Wird Wero Europas Antwort auf PayPal?

Bildquelle: Wero

„Wero“, der Name steht für „We“ und „Euro“, soll Europas eigenes digitales Bezahlsystem werden. 16 Banken und Zahlungsdienstleister aus mehreren Ländern beteiligen sich bereits an dem Instant-Payment-Verfahren, und es sollen noch mehr werden. Wero gilt als erster ernsthafter Versuch, die Dominanz der US-Zahlungsdienste zu brechen. Die größte Hürde bleibt jedoch die Bekanntheit.

Beim Sparkassentag im Mai betonte der neue Digitalminister Karsten Wildberger die Bedeutung des europäischen Bezahldienstes Wero. Wero sei, so Wildberger, neben anderen Initiativen ein wichtiger Schritt, um Europas Abhängigkeit von außereuropäischen Zahlungsdiensten zu verringern. Aktuell würden rund 80 Prozent der digitalen Zahlungen im europäischen Raum über Nicht-EU-Unternehmen abgewickelt. Damit würden sensible Zahlungsdaten regelmäßig den Rechtsraum verlassen. „Wollen wir das? Wollen die Menschen das wirklich?“, fragte Wildberger und forderte dringend funktionierende und akzeptierte Alternativen aus Europa.

Wie PayPal, aber europäisch

Das Funktionieren hat Wero bereits geschafft. Die mobile Wallet der European Payment Initiative (EPI) ermöglicht für Privatnutzer kostenlose Echtzeit-Zahlungen von Konto zu Konto. Seit dem Start im vergangenen Sommer richtet sich die Zahlungslösung zunächst an Privatpersonen in Deutschland, Belgien und Frankreich. Voraussetzung ist lediglich ein Konto bei einer der teilnehmenden Banken, zu denen Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, die Deutsche Bank und die Postbank gehören. Weitere Geldinstitute sollen folgen. Für den Geldtransfer werden weder IBAN noch BIC benötigt. Es reicht eine Telefonnummer, ein per App generierter QR-Code oder eine E-Mail-Adresse, um Geld zu senden und zu empfangen. Bevor das Geld vom Konto abgebucht wird, müssen Sender den Zahlungsvorgang in der App oder im Online-Banking bestätigen. Diese Freigabe kann in der Regel schnell durch eine Authentifizierung – etwa per Fingerabdruck, Gesichtserkennung, PIN oder über das jeweilige Sicherheitsverfahren der Bank erfolgen. Die aktive Freigabe soll maximale Sicherheit gewährleisten und unbefugte Zahlungen verhindern. Der Betrag wird dann direkt auf dem Konto verbucht. Dass keine zusätzliche Registrierung bei einem Drittanbieter nötig ist, macht den Service besonders bequem.

Geringere Händlergebühren als bei PayPal

Bereits im Laufe dieses Sommers will Wero den nächsten Schritt gehen und das Zahlverfahren flächendeckend auch Händlern und Dienstleistern anbieten. Für diese wird es aber gebührenpflichtig sein. Das Preismodell sieht einen festen Sockelbetrag pro Transaktion sowie einen umsatzbezogenen Anteil vor. Da es bei Wero allerdings keinen Zwischenhändler und keine Interbankenentgelte gibt, die einen erheblichen Teil der Kosten von Transaktionen ausmachen, werden die Preise für den Handel unter denen von PayPal und Kreditkarten liegen. Nähere Angaben folgen bei der Einführung.

Ab 2026 will Wero dann auch Zahlungen im stationären Handel sowie weitere Funktionen wie Käuferschutz, Abo-Verwaltung und Treueprogramme anbieten. Außerdem wird es eine „Wero-PRO“ Variante geben, mit der Kleinstgewerbetreibende via statischem QR-Code Zahlungen von ihren Kunden annehmen können.

Sicherheit durch den Verbleib der Daten in Europa

Ein zentrales Versprechen von Wero ist Sicherheit. Alle Transaktionen und Daten werden ausschließlich in Europa verarbeitet und gemäß der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gespeichert. Die Authentifizierung erfolgt per PIN, Fingerabdruck oder Gesichtserkennung. Dabei werden die biometrischen Daten ausschließlich auf dem Gerät des Nutzers gespeichert. Persönliche Informationen wie die Handynummer oder die E-Mail-Adresse sind vor dem Zugriff Dritter geschützt. Der entscheidende Unterschied zu PayPal oder Apple Pay ist, dass bei Wero die gesamte Zahlungsabwicklung im europäischen Bankensystem verbleibt und kein Umweg über außereuropäische Anbieter genommen wird. Dadurch werden Angriffsflächen reduziert und sensible Daten vor dem Zugriff Dritter geschützt. Experten sehen darin einen wichtigen Schritt zur digitalen Souveränität Europas.

Hat Wero eine Chance gegen die US-Giganten?

Bleibt also noch eine Hürde: die breite Akzeptanz. Trotz der Vorteile, die Wero bietet, ist die Ausgangslage anspruchsvoll: US-Anbieter wie PayPal dominieren den Online-Zahlungsmarkt, und viele Verbraucher sind wenig wechselbereit. Ein Grund ist sicherlich die noch immer geringe Bekanntheit von Wero, obwohl der Dienst bereits seit Monaten verfügbar ist. Frühere europäische Initiativen wie Giropay oder Paydirekt sind bereits an mangelnder Akzeptanz bei Händlern und Kunden gescheitert. Ein Vorteil von Wero ist jedoch die breite Allianz: 16 Banken und Zahlungsdienstleister aus mehreren europäischen Ländern sind dem System angeschlossen, darunter fast alle großen deutschen Institute. Zusammen sollten sie eigentlich genug Power haben, die Bekanntheit zu steigern. Aktuell laufen TV-Spots, Plakatkampagnen, Social-Media-Aktionen und Influencer-Kooperationen; eine flächendeckende Massenkampagne gibt es jedoch nicht. Die Banken informieren ihre Kunden vor allem direkt in den Apps oder über Push-Nachrichten.

Bis zum Frühjahr 2025 zählte Wero 36 Millionen Nutzer, insbesondere durch die Anbindung der Länder Frankreich und Belgien. Durch die geplante Integration in den Online- und stationären Handel könnte das System an Bedeutung gewinnen – vorausgesetzt, Händler und Konsumenten ziehen mit.

Mehr Informationen: Wero

Lesen Sie auch: Alternativer Zahlungsdienst Flizpay

Wero ist ein von Banken getragenes, europaweites System mit Fokus auf Integration in bestehende Bank-Apps. Ein unabhängiges deutsches Fintech-Startup haben wir in der vergangenen Ausgabe von „AGEV im Dialog“ vorgestellt: Flizpay ermöglicht gebührenfreie Zahlungen für Händler und Käufer und bietet Onlineshops die Möglichkeit, die eingesparten Gebühren als Cashback an ihre Kunden zurückzugeben.

Zum Beitrag über Flizpay.

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