(K)eine leichte Übung

13. September 2022


Zahlen zählen bekanntlich. In diesem Jahr besonders, weil nach 2011 mal wieder eine Volkszählung ins Haus stand. AGEV-Geschäftsführer Franz J. Grömping, per Zufallsverfahren ausgewählt, lud den freundlichen Zensor für die statistische Erhebung zu sich nach Hause ein. Eine einfache Übung – dachte er sich. Doch was dann geschah …

Obwohl das Risiko angeblich bei 1:10 liegt, wurde unser Haus zum Zensus aufgerufen. Da ich von Natur aus und bei Statistik doppelt neugierig bin, fand ich das gut. Den Terminvorschlag konnten wir nicht einhalten, haben ihn telefonisch unproblematisch verlegt. Der freundliche Zensor stand trotz der Verlegung zum ursprünglich vorgeschlagenen Termin vor der Tür, und wir waren nur zuhause, weil sich unerquickliche, dienstliche Verschiebungen ergeben hatten. Und da er schon mal da war…

Die Unterlagen, die wir schon mit der Terminierung erhalten hatten, hatten wir bereits ausgefüllt. Man musste die Stammdaten manuell eingeben bis hin zum Wohnsitz auf einem etwas suboptimalen Formular. Wir geben das Formular freudestrahlend ab, der Zensor meint, er müsse noch weitere Daten erheben. Klar, wäre ja sonst auch etwas dürftig.

Er fängt an zu fragen und wiederholt genau die Fragen mündlich, die wir in dem Formular schon ausgefüllt hatten und trägt sie ein zweites Mal mit seiner individuellen Handschrift in ein anderes Formular ein. Als er fertig ist, sagt er uns, dass wir noch weitere Fragen wahlweise online oder manuell ausfüllen müssten. Wir entscheiden uns für online.

Entgegen meinen Befürchtungen ist der Zugang einfach, ohne double-opt-in, aber – es werden zum dritten Mal die gleichen Eingangsfragen gestellt. Ich male mir aus, was passiert, wenn ich – der deutschen Sprache nicht immer komplett mächtig – meinen dritten Vornamen vergesse oder eine andere Winzigkeit übersehe. Ob es dafür auch einen Handlungsplan gibt?

Nachdem wir also gezwungen waren, eine einfache Aufgabe dreimal zu lösen, dürfen wir dann endlich die restlichen Fragen beantworten, eine machbare Aufgabe, aber sicher auch nicht trivial für jemanden, der nicht wie ich sein halbes Leben am PC verbringt.

Abschließend bat ich den freundlichen Zensor, doch mal zu recherchieren, warum man die Fragen drei Mal beantworten müsse. Oh, das mache er gern, es würde ihn auch interessieren. Er bat mich noch um meine Mobilnummer, damit er berichten könne – und das war’s bis heute, fünf Wochen später.

Welch Verschwendung von Ressourcen! Nichts gegen den Zensus, er ist sicher bitter notwendig und überfällig. Aber ich muss unterstellen, dass er vor dem Einsatz keinem „Hausfrauentest“ unterzogen wurde, mit dem man die Effizienz hätte messen können. So schlägt die Bürokratie wieder ihre üblichen Purzelbäume!

Quo vadis, res publica Germaniae?