Reiniger ohne Plastikflasche

13. September 2022


Reinigungsmittel bestehen zum größten Teil aus Wasser. Warum also Wasser, das jeder zuhause hat, im großen Stil durch die Republik transportieren? Es gibt Lösungen, die die Umwelt weniger schädigen. Zum Beispiel vom Münchner Start-up „Everdrop“.

  • Das Prinzip: Mit in Wasser aufgelösten Tabs mixt man sein eigenes Reinigungsmittel
  • Das Ziel: Plastik einsparen und durch ein verringertes Transportvolumen den CO₂-Ausstoß reduzieren
  • Das Startup Everdrop hat mit dieser Lösung bereits 7,6 Millionen Plastikflaschen eingespart.

In jedem Haushalt gibt es mengenweise Reinigungsmittel, die die Umwelt belasten und Müll produzieren. Dafür reicht ein Blick in den eigenen Badezimmer- oder Putzschrank: Bad-, Boden- oder Glasreiniger, Waschmittel, Spülmittel, WC-Reiniger, Shampoo und Spülung – alles ist in Kunststoffflaschen abgefüllt. Was interessant ist, worüber aber kaum jemand nachdenkt: Der Inhalt besteht vor allem aus Wasser. Wenn jeder Leistungswasser zuhause hat, wozu soll man das Wasser in Plastikflaschen quer durch Deutschland fahren? Kann man den Haushalt nicht weniger umweltbelastend reinigen? Diese Überlegungen waren für Christian Becker, Daniel Schmitt-Haverkamp und David Löwe die Initialzündung, 2019 ihr Green-Tech-Startup Everdrop zu gründen.

Während es in anderen Lebensbereichen bereits viele plastikfreie Lösungen gibt, kommen Reinigungsmittel meist noch in Plastikflaschen zu den Verbrauchern. Produkte von Everdrop und anderen Anbietern hingegen brauchen keine Plastikhülle. Sie funktionieren in Form von Brausetabletten, die in Wasser aufgelöst in wiederverwendbaren Glasflaschen deponiert werden. Alternativ reicht auch eine leere, gereinigte Sprühflasche, die man sowieso zuhause hat. Anfangs vertrieben die Everdrop-Gründer ihre Produkte fast nur über den eigenen Onlineshop, heute sind sie auch in den großen Supermarkt- und Drogerieketten zu finden. Das Sortiment umfasst Waschmittel, Spülmaschinentabs, Putzmittel und Kosmetikprodukte. Nach Angaben von Everdrop kommen die Produkte ohne Mikroplastik aus, sind biologisch leicht abbaubar, und die Umverpackung besteht aus Altpapier.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit schließen sich nicht aus

Tabs wie die von Everdrop sind keine neue Erfindung, das wollen die Gründer auch nicht für sich beanspruchen. Bereits mehrere Firmen waren und sind mit ähnlichen Produkten im Markt – und die Zahl der Anbieter wächst mit dem Wunsch der Verbraucher, ihren Alltag nachhaltiger zu gestalten. Bisher war das Interesse an Reinigungstabs, die mit Leitungswasser zu mischen sind, allerdings nur gering. Das mag mit Bequemlichkeit zu tun haben oder damit, dass die herkömmlichen Produkte in bunten Plastikflaschen im Supermarktregal visuell stärker wahrgenommen werden und schnell gegriffen sind. Das ändert sich jedoch mit dem wachsenden Bewusstsein für die Umwelt. Bei Everdrop mögen das ansprechende Design und die modernen Marketingmaßnahmen der Gründer – etwa mit Influencern auf den Social-Media-Kanälen zu kooperieren – zum Erfolg und Hype um die Marke beitragen. Der Ansatz der Müllvermeidung bleibt trotzdem gut.

Deutschland beim Verpackungsmüll ganz vorn

Neue Ansätze zur Müllvermeidung – auch im Haushalt – werden weiter gefragt sein. Denn Deutschland belegt mit einer Gesamtmenge von fast 19 Millionen Tonnen Verpackungsmüll einen europäischen Spitzenplatz. Im Corona-Jahr 2020 sind pro Person sogar noch einmal sechs Kilogramm Verpackungsmüll zusätzlich hinzugekommen (im Vergleich zum Jahr 2019). Laut Statista rangiert Deutschland beim Plastikverpackungsmüll je Einwohner auf Platz vier in Europa (nach Irland, Estland und Dänemark).

Chris Becker & David Löwe, Everdrop
Everdrop Küchenreiniger