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Die Straße wird zum Ladegerät
Kann man E-Autos während der Fahrt aufladen? Eine technologische Lösung zur Induktionsaufladung auf der Straße hat das israelische Unternehmen electreon Wireless entwickelt. Eine neue Teststrecke entsteht gerade auf einer bayrischen Autobahn.
Empower heißt das 7,5-Millionen-Euro-Projekt in Nordbayern, das von der deutschen Regierung finanziert wird und in diesem Sommer gestartet ist. Ein Straßenbauunternehmen wird die drahtlose Electric Road System (ERS)-Technologie in einen ein Kilometer langen Autobahnabschnitt einbetten. Es ist nicht die erste Teststrecke in Deutschland. Im vergangenen Jahr baute der israelische Spezialist für kabellose Ladelösungen im E-Fahrzeugsegment bereits für die EnBW in Karlsruhe eine induktive Elektrobus-Ladelösung. Und auch in Italien, Frankreich, Belgien, Israel und den USA ist electreon mit Teststrecken aktiv. In Michigan wird 2023 das erste induktive Straßensystem Amerikas in Betrieb gehen. Bei der Umsetzung arbeitet electreon eng mit Infrastruktur- und Straßenbauspezialisten zusammen, ohne die es nicht geht. Denn um die Fahrzeuge berührungslos mit Energie zu versorgen, müssen zunächst die Ladesegmente in die oberste Straßenschicht eingebracht werden.
Im Fahren oder Stillstand laden
An den Elektroautos ist die Aufrüstung weniger kompliziert. Am Unterboden der Karosserie wird eine Induktionsplatte angebracht, damit das Elektroauto während der Fahrt seine Batterie aufladen kann. Sobald ein zugelassenes Fahrzeug dann über die Ladesegmente auf der Straße fährt, die vom Stromnetz mit Energie versorgt werden, lädt die Batterie auf. Das Konzept sieht aber auch vor, dass Fahrzeuge im stehenden Zustand mit frischer Energie versorgt werden. So könnten perspektivisch zum Beispiel die Parkplätze an Autobahnraststätten entsprechend ausgerüstet werden, damit E-Lkws über Nacht ihre Energiespeicher aufladen können. Für Flottenbetreiber wäre die Option, Ladevorgänge dynamisch an die Geschäftsabläufe anpassen zu können, ein schlagendes Argument für die Ausweitung der E-Flotte. Denn kabelloses Laden über den Tag und in der Nacht würde einen reibungslosen Betrieb mit Elektrofahrzeugen überhaupt erst ermöglichen. Generell ließen sich mit einer skalierbaren induktiven Ladelösung auf der Straße drei gewichtige Negativfaktoren der Elektromobilität beseitigen oder verringern: die Reichweitenangst, die immer noch hohen Kosten für den Besitz eines Elektrofahrzeugs sowie die negativen Umweltauswirkungen bei der Batterieproduktion, denn kleinere Batterien würden völlig reichen.
„Empower ist ein wichtiger Schritt zur Dekarbonisierung des Verkehrs in Deutschland und letztlich der Welt“, sagte Andreas Wendt, Geschäftsführer der Electreon Germany GmbH, anlässlich des Projektstarts in Bayern. Bei der neuen Teststrecke soll die Technologie nicht nur in größerem Maßstab demonstriert, sondern auch mit neuen Bautechniken umgesetzt werden, die dazu beitragen, Baukosten und Baudauer zu reduzieren. Das Ziel ist die Massenproduktion. Die wäre auch wichtig, weil sich die nachhaltige Wirkung des Systems erst zeigen wird, wenn es großflächig Anwendung findet.
Mehr Informationen: Electreon
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