Bremsabrieb einfach wegsaugen

Der Bremsabrieb von Fahrzeugen ist Mitursache für die Feinstaubbelastung der Luft, der laut Deutscher Umwelthilfe jährlich fast 54.000 vorzeitige Todesfälle hierzulande zuzuschreiben ist. Die EU will die Grenzwerte nun deutlich verschärfen. Einen Lösungsansatz gegen Bremsstaub liefert das Startup Tallano Technologies – mit einem Gerät, das den Bremsabrieb direkt am Reifen aufsaugt.

Die Luftqualität in Europa ist insgesamt besser geworden. Denn der überwiegende Teil der Emissionen kommt bald nicht mehr aus den Motoren, die dank der strengen Euro-Abgasnormen mit jeder Fahrzeuggeneration weniger die Umwelt belasten. Doch trotz des Umstiegs auf Elektroantriebe und moderne thermische Motoren ist die Luftbelastung nicht aus der Welt. Auch heute noch ist sie EU-weit für hunderttausende vorzeitige Todesfälle im Jahr verantwortlich. Die EU will deswegen ihren Kampf gegen Feinstaub auf Reifen und Bremsen ausweiten, deren Abriebe erheblich zur Luftbelastung beitragen. Auf den Bremsabrieb sind alleine drei Kilotonnen Feinstaubteilchen im deutschen Straßenverkehr zurückzuführen. Nach den Plänen der EU-Kommission, die gerade die Euro-7-Verordnung vorbereitet, sollen vor allem die Grenzwerte für Feinstaub erheblich verschärft werden. Sie will die Belastung durch Feinstaub mit einer Partikelgröße von bis zu 2,5 Mikrometer von 25 auf 10 Mikrogramm je Kubikmeter senken. Viel Zeit bleibt der Fahrzeugindustrie nicht: Ab Juli 2025 soll die Euro-Norm 7 für die Neuzulassungen von Pkw und kleinen Lieferwagen gelten. Mit der Partikelgröße bleibt die EU allerdings noch unter den Empfehlungen der WHO, die seit 2021 fünf Mikrogramm je Kubikmeter empfiehlt.

Feinstaubpartikel sind vor allem deswegen so gefährlich, weil sie tief in die Atemwege eindringen und direkt die Lunge erreichen können. Tückisch sind sie zudem, weil sie durch ihr Leichtgewicht lange in der Luft verbleiben, bevor sie zu Boden sinken. Die Automobilhersteller haben mit Blick auf die strengeren Euro-7-Regeln bereits damit begonnen, die Auswirkungen des Abriebs ihrer Bremsen auf die Luft zu untersuchen. Das kostet Geld, und bis valide Daten vorliegen und technische Lösungen entwickelt sind, wird noch Zeit vergehen.

Das Übel einfach wegsaugen

Genau hier setzt bereits seit Jahren das französische Clean-Tech-Unternehmen Tallano Technologies mit seiner Erfindung an: einem Vakuumsystem, das den Bremsstaub direkt am Bremssattel der Räder zu 90 Prozent absaugen kann und über Leitungen in einen kleinen Auffangbehälter transportiert. Dieser kann dann im Rahmen der üblichen Wartungsintervalle bzw. nach rund 20.000 Kilometern geleert werden. Laut Tallano könnten mithilfe seiner eingesetzten Technologie, die an jeden Fahrzeugtyp anpassbar ist, die vorgeschlagenen Grenzwerte schon heute eingehalten werden. Die Technologie, an der Gründer Christophe Rocca-Serra seit 2012 feilt, liefert also vielversprechende Ansätze im Kampf gegen die Luftverschmutzung.

Der Feinstaubsauger wird schon seit einiger Zeit in der Praxis auf Herz und Nieren getestet. Im Bereich der Schienenfahrzeuge ist es zum Beispiel die französische Bahngesellschaft SNCF, die das System in der Region Paris im Praxisalltag einsetzt. Auch Audi erprobt den Forschungsansatz ebenso wie der Ausrichter des 24-Stunden-Rennens von Le Mans, um den Rennsport auch beim Bremsvorgang emissionsfreier auszurichten. Das Geschäftsmodell von Tallano besteht darin, den Industrien, die für Automobil- und Eisenbahnhersteller produzieren, Nutzungsrechte an den Patenten von Tallano zu gewähren – gleich einem Abo.

Mehr Infos: Tallano

Bremsabrieb am Reifen ist mitverantwortlich für die Feinstaubbelastung der Luft. Bildquelle: pixabay.com

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