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Serie: Speichermedium flüssige Luft
In unserer Serie zu neuen Energiespeicherlösungen stellen wir diesmal das britische Startup Highview Power vor. Seine Energiespeichertechnologie nutzt die Verflüssigung von Luft bei -196 Grad Celsius. Wieder erhitzt treibt die flüssige Luft eine Turbine an und erzeugt Strom.
Das Vereinigte Königreich ist bei der Offshore-Windenergie führend in Europa und erzeugt immer mehr Strom aus der klimafreundlichen Energiequelle. Doch auch hier offenbart sich die Kehrseite der erneuerbaren Energien: Der Wind weht nicht entsprechend der Nachfrage, weswegen regelmäßig bei geringer Nachfrage große Mengen Energie ungenutzt verpuffen. Um das Problem der Stromspeicherung zu bekämpfen, plant das Clean-Tech-Startup Highview Power den Bau von 20 „Liquid Air Energy Storage“ im ganzen Land und will die Energiespeicher in der Nähe von Windkraftanlagen platzieren – dort, wo der Wind am stärksten weht. Die überschüssige Energie soll mithilfe der innovativen Speichertechnologie in Stahltanks gespeichert und freigesetzt werden, sobald die Nachfrage wieder steigt.
Kühlen und erwärmen
Die Anlagen von Highview Power basieren auf der so genannten Flüssigluftspeicherung. Bei dieser Technologie wird Strom gespeichert, indem die ungenutzte erneuerbare Energie aus dem Netz in den Betrieb eines Kühlsystems fließt. Die Luft wird komprimiert und auf -196 Grad Celsius heruntergekühlt, bis sie einen flüssigen Zustand erreicht. Steigt die Stromnachfrage, wird die flüssige Luft zu Gas verdampft. Der durch die Ausdehnung entstehende Druck treibt eine Entspannungsturbine an, die den Strom bei Bedarf in das Netz einspeist. Im Norden Englands baut Highview Power nun den weltweit größten Flüssigluftspeicher. Die britische Regierung fördert die Technologie mit zehn Millionen Pfund. Die Anlage soll mit einer Leistung von 50 Megawatt mindestens 250 Megawattstunden an elektrischer Energie bereitstellen und bald in den Betrieb gehen. 2018 hatte das Startup bereits eine Testanlage mit fünf Megawatt nahe Manchester in Betrieb genommen, die rund 5.000 Häuser mittlerer Größe bis zu drei Stunden mit Strom versorgen kann. Jetzt geht es darum, die Technologie zu kommerzialisieren und auf ganz neue Größenordnungen zu skalieren.
Weltweite Nutzung geplant
Um für die noch junge Technologie zu werben, ist Highview Power weltweit mit Energieversorgern im Gespräch, die mehr und mehr gezwungen sind, Speicherkapazitäten für den großen Energiehunger zu schaffen. Das erste Projekt außerhalb der britischen Insel ist ein 300-MWh-System in Spanien, das Highview Power auf den Kanarischen Inseln zusammen mit einem Partner aus dem spanischen Stromsektor entwickelt. Auch in Australien hat das Startup Partner gewonnen, um die Entwicklung mehrerer Kraftwerke voranzutreiben. Auch der Markteintritt in die USA ist gelungen. Im Bundesstaat Vermont wird eine Anlage mit einer Leistung von mindestens 50 MW und einer Speicherkapazität von mehr als acht Stunden (400 MWh) errichtet. Sie soll den überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Solar- und Windenergie speichern.
Weitere Informationen: Highview Power
In Deutschland nur am Rande
In Deutschland liegt die Arbeit an der Technologie brach. Während die britische Regierung das Konzept mit Forschungsgeld vorantreibt, wird das Thema hierzulande nicht im großen Stil weiterverfolgt. Linde, deutscher Hersteller technischer Gase, hatte einen Flüssigluftspeicher entwickelt und getestet. Doch die Wirtschaftlichkeit stand wohl infrage. Bislang können Flüssigluftspeicher tatsächlich kaum mit den etablierten Speichertechnologien konkurrieren. Denn bei den Transformationsprozessen geht ein relativ großer Teil der Energie verloren. Der Rest kann nur wenige Tage gespeichert werden, was den Strom vergleichsweise teuer macht.
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