Pakettransport: Letzte Meile neu denken

3. November 2022


 „Jeder kann ein Paketbote sein“ ist die Vision des Software-Anbieters TUP GmbH aus Stutensee. Mit seiner City-Logistiklösung RULS will der Mittelständler das Routing beim Transport der steigenden Paketmengen optimieren. Autofahrer und der ÖPNV könnten in die letzte Meile integriert werden.

  • Immer mehr Pakete sind im Umlauf. 2021 wurden in Deutschland 4,5 Mrd. Pakete verschickt, das sind pro Minute 8.500 Auslieferungen.
  • Die Vision von RULS: Viele unterschiedliche Akteure, die im städtischen Raum unterwegs sind, könnten in die Transportwege einbezogen werden.
  • RULS berechnet ein optimales Routing für eine lieferdienstübergreifende, effiziente und ressourcenschonende Auslieferung.

Zu den Spezialgebieten des Familienunternehmens TUP, das in Stutensee nahe Karlsruhe sitzt, zählen hochwertige Informationssysteme für Warenverteilzentren. Bekannte Versandhändler und Hersteller wie die Otto Group, Zalando oder adidas nutzen die automatisierten Logistiklösungen des Mittelständlers, der sich auch im Bereich Forschung engagiert. So hat sich der Software-Anbieter vorgenommen, seine jahrzehntelange Erfahrung aus der Intralogistik auf urbane Infrastrukturen zu adaptieren. Der Ansatz des Projekts RULS (Realtime Urban Logistics Solution): Was wäre, wenn man Fahrzeuge, die ohnehin in der Stadt unterwegs sind, in die Paketzustellung einbindet, also potenziell jeder Akteur im Verkehr zum Paketboten wird? Dieses Szenario könnte ein ressourcenschonender Beitrag sein, den drohenden Verkehrskollaps zu verhindern. Denn speziell in Ballungsräumen verschärft sich die Verkehrssituation durch die Lkw, Kurier- und Lieferdienste immens. Dem Forschungsbericht „Wirtschaftsverkehr 2.0“ der Frankfurter University of Applied Sciences zufolge, verursachen mehr als zwei Drittel der Stopps von KEP-Dienstleistern Störungen in den urbanen Infrastrukturen. Besonders die „letzte Meile“, die für den Transport vom Depot zum Kunden steht, trägt zu Staus und Verkehrsproblemen bei. Der urbane Verkehrskollaps ist also vorprogrammiert, sollte es bei den eingefahrenen Transport- und Auslieferungsmethoden von heute bleiben.

Ressourcen neu organisieren

Die Realtime Urban Logistics Solution soll Abhilfe schaffen – sofern alle Akteure mitmachen. „Mit RULS wird es möglich, jedem Lieferanten eine wegeoptimierte Route für seine Auslieferung zur Verfügung zu stellen“, sagt TUP-Geschäftsführer Mathias Thomas. Die offene Softwarearchitektur erlaube die Einbindung unterschiedlichster Transportmittel und Gegebenheiten in der Infrastruktur: Ob es Berufspendler, Bus und Bahn oder Taxis sind – sie alle könnten durch die Vernetzung mit RULS in den Gesamtprozess eingebunden werden, um beispielsweise einen Teiltransport zu übernehmen (und damit einen Teil ihrer Fahrtkosten zu amortisieren). Perspektivisch könnten auch Drohnen oder Zustellroboter in den Logistikfluss integriert werden. Über RULS lassen sich statische oder dynamische Übergabepunkte ebenso koordinieren wie zusätzliche Aufträge und Retouren während der Touren einschleusen. Damit ließe sich kontinuierlich eine maximale Auslastung der Transportmittel erzielen. „Dem Konsumenten wird automatisiert ein sehr genaues Zeitfenster der Zustellung seiner Lieferung zur Verfügung gestellt und auch eine kurzfristige Beeinflussung des Wunschtermins ermöglicht“, so Mathias Thomas. Ein Mensch könnte die Unmengen an Informationen und Datensätzen, die so eine Routinglösung benötigt, um zu funktionieren, in Echtzeit gar nicht administrieren. Aber Big Data kann. So ist RULS in der Lage, das optimale Routing von allen Aufträgen eines jeden beteiligten Kuriers inklusive etwaiger Routenmodifikationen zu berechnen.

Mehr Informationen zum Projekt RULS.

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