Mobile Rechenzentren auf kleinstem Raum

Das deutsche Startup Semron baut KI-Chips für mobile Geräte wie Smartphones, Smart Glasses oder Kopfhörer. Die Halbleiter der jungen Firma aus Dresden sind so leistungsfähig und effizient, dass sie selbst umfangreiche Large Language Models (LLMs) betreiben können.

Die Semron-Gründer Aron Kirschen und Kai-Uwe Demasius entwickeln KI-Chips für mobile Geräte (Bildquelle: Semron)

Die Halbleiterhersteller, allen voran Platzhirsche wie NVIDIA, Intel und Google, entwickeln ständig neue Chip-Architekturen, um die Rechenleistung zu optimieren. Denn ohne Technologiesprünge in der Chipentwicklung wird die nächste Generation von KI-Anwendungen kaum zu bewältigen sein. Es müssen nicht nur immer größere Datenmengen verarbeitet, sondern auch immer komplexere Aufgaben gelöst werden. Aber auch die Energieeffizienz spielt bei Chip-Innovationen eine zentrale Rolle – zur Vermeidung exorbitant steigender Energiekosten, aber auch zum Schutz von Umwelt und Klima. Für Europa ist die Entwicklung fortschrittlicher Halbleiter längst auch eine Frage der strategischen Autonomie, wie die subventionierte Ansiedlung der Halbleiterfabrik von Intel in Magdeburg unterstreicht. Politisches Ziel ist es, die Abhängigkeit Europas von internationalen Lieferketten zu reduzieren, die Versorgung zu sichern und die technologische Souveränität zu stärken. Deutsche Unternehmen spielen dabei allerdings bisher eine marginale Rolle.

Rechenleistung im Stapelverfahren

Genau das will die Semron GmbH, ein kleines Halbleiter-Start-up aus Dresden, ändern. In einem hart umkämpften Markt will es sich auf sogenannte neuromorphe Chips konzentrieren, die speziell entwickelt werden, um künstliche Intelligenz effizienter zu machen. Noch während ihres Studiums an der Technischen Universität Dresden begannen die Gründer Aron Kirschen und Kai-Uwe Demasius in verschiedenen Laboren mit der Entwicklung von CapRAM, einer Halbleitertechnologie, die es ermöglicht, große Modelle auf kleinster Chipfläche unterzubringen. Die Technologie haben sich die Gründer patentieren lassen. Der große Vorteil: Ihre Chips sind von vornherein auf die Berechnung von KI-Modellen spezialisiert. Semron setzt dabei auf eine 3D-skalierte Chiparchitektur, die es erlaubt, Hunderte von Rechenschichten übereinander zu stapeln. Jedes mobile Gerät ist damit in der Lage, selbst große Large Language Models (LLMs) auszuführen. Kosten und Energieverbrauch für eine gegebene Rechenaufgabe können laut Semron um mindestens den Faktor 20 gesenkt werden. Ein weiterer Vorteil: Die Daten auf den Chips werden lokal verarbeitet, was für Anwender, die mit sensiblen Informationen arbeiten, wichtig sein könnte. „Unsere Mission ist es, KI-Chips mit dem kleinsten Platzbedarf zu entwickeln, ohne Kompromisse bei der reinen Rechenleistung einzugehen. Wir werden neue KI-gesteuerte Geräte ermöglichen und die Hindernisse beseitigen, die heute die breite Akzeptanz von Produkten wie zum Beispiel Smart Glasses behindern“, betonen CEO Kirschen und CTO Demasius auf ihrer Firmenpräsenz.

Chance trotz harter Konkurrenz?

Ob Semron zu einem echten Konkurrenten wird, hängt davon ab, wie gut es dem Startup gelingt, seine Technologie im Vergleich zu den etablierten Chipherstellern weiterzuentwickeln und auf den Markt zu bringen. Noch befindet sich die Chiptechnologie in der Vorproduktphase. Doch wenn alles nach Plan läuft, könnte aus dem kleinen Dresdner Unternehmen der erste relevante Halbleiterhersteller in der EU werden, der nicht aus einem der etablierten Konzerne hervorgegangen ist. Die Rahmenbedingungen sind insofern gut, als die Nachfrage nach KI-Chips allen Prognosen zufolge deutlich steigen wird. Experten des auf Technologiemärkte spezialisierten Forschungs- und Beratungsunternehmens Omdia gehen davon aus, dass sich der Markt für KI-Chips bis 2028 auf 60 Milliarden Dollar verdoppeln wird.

Mehr Informationen: Semron GmbH