Vorschläge zum Rentenkonzept der Bundesregierung

Sehr geehrter Herr Bundesminister,

unsere Mitgliedsunternehmen blicken mit großer Sorge auf das neue Rentenkonzept. Gerade weil unseren Unternehmen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die gesetzliche Rente als das Herzstück der Altersversorgung so wichtig ist, warnen sie davor, dass die geplanten Änderungen ihren Kollaps nicht werden verhindern können.

Stattdessen bedarf es mutiger Beschlüsse zu folgenden Stellschrauben:

  • Das Renteneintrittsalter muss an die steigende Lebenserwartung angepasst werden, indem zwei Drittel der jeweils gewonnenen durchschnittlichen Lebenszeit für die Erhöhung des Eintrittsalters verwendet werden. Dadurch werden Diskussionen um das „richtige“ Rentenalter beendet, die Erhöhungen verteilen sich über mehrere Rentengenerationen und sind trotzdem langfristig nachhaltig. Die Niederlande, Schweden und Finnland haben dieses Modell in ihren tragfähigen Versorgungssystemen bereits verabschiedet.
  • Die Sozialbeiträge müssen auf 40 % gedeckelt werden. Neben den in Ihrem Modell geplanten Beitragsanstieg auf bis zu 22,3 % bis 2030 sind parallel explodierende Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung schon jetzt nicht mehr abzuwenden. Unsere Mitgliedsunternehmen werden mit Verzicht auf Neueinstellungen und verstärkter Rationalisierung auf diese unkontrollierten Abgabensteigerungen reagieren. Rentensteigerungen sollten begleitend an die Inflationsrate und nicht mehr an die Lohnsteigerungen gekoppelt werden, die ein für die Rentner auskömmliches und berechenbares Maß und für die langfristige Beitragsstabilisierung unabdingbar ist. Die Abschläge für den besonders teuren vorzeitigen Rentenbezug sollten spürbar erhöht werden, bspw. von 0,3 auf 0,4 % pro Monat.
  • Nicht nur nach Meinung von Kapitalmarktexperten ist das „Generationenkapital“ ein völlig unzureichender Versuch, eine kapitalgedeckte Komponente in das System einzuführen. Auch unsere Mitgliedsunternehmen bezweifeln einen nennenswerten Beitrag dieses „Bürgerfonds“ zu einer auskömmlichen Altersrente. Stattdessen liefert Schweden auch hier mit seinem AP7-Fonds die Vorlage für eine langfristig ausgerichtete, überaus preiswerte und renditeträchtige Altersversorgung. Reduzieren Sie den Rentenbeitrag sukzessive auf 18 % und kombinieren ihn mit 2,5 % für einen verpflichtenden kapitalgedeckten Bürgerfonds, abgerundet mit einem Opt-out für private Fondslösungen!
  • Die Einbeziehung von Bestandselbstständigen und Beamten in die gesetzliche Rente wäre bei gleichbleibenden Annahmen kontraproduktiv, da beide gesellschaftlichen Gruppen mit höheren Lebenserwartungen langfristig dem System mehr Geld entzögen, als dass Beiträge entrichtet würden. Stattdessen ist die Reduzierung der Verbeamtung ein erfolgversprechender Weg mit einem langfristig großen Hebel, die öffentlichen Kassen von ihren immensen Pensionszahlungen zu entlasten. Gründer und neue Selbstständige sollten zum Schutz vor Altersarmut ebenfalls in der Deutschen Rentenversicherung pflichtversichert werden, aber Opt-out-Möglichkeiten nach skandinavischem Modell erhalten.

 

Die AGEV versteht diesen Katalog ihrer Mitgliedsunternehmen als flammenden Aufruf an Ihr Haus, die existenziellen Probleme, die seit 40 Jahren bekannt und berechenbar sind, mit den beschriebenen Erfolgsmodellen anzugehen. Das schüfe Transparenz und Vertrauen nicht nur in der Unternehmerschaft, sondern in der gesamten Bevölkerung, um diese große Transformation unseres Alterssicherungssystems zu bewältigen.