Klima, Rente und Eishockey

Die AGEV mischt sich ein, wenn es um Fragen der Mittelstandspolitik, um Datenschutz, Unternehmenssteuern, nachhaltiges Wirtschaften, Informationsfreiheit, Urheberrecht oder Bürokratieabbau geht. In der neuen Rubrik „Einwurf“ verfolgt Geschäftsführer Franz J. Grömping die Geschehnisse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, legt den Finger in die Wunde und gibt Ihnen ein Update über die politische Arbeit des Verbands.

„Unser herbstlicher Unternehmertreff zu einer vernunftorientierten deutschen Klimapolitik beschrieb den Weg, die Menschen für eine emissionsfreie Zukunft zu begeistern, statt sie zu ängstigen. Es gelten zwei Maxime: Erstens 2045 gilt „null CO₂“. Zweitens: Der Preis für das Klimagift wird bis dahin massiv ansteigen.

Das erste ist eine Riesenchance für Deutschland, mit seinen Unternehmern und seinen Ideen die Technik dafür zu entwickeln und weltweit zu vermarkten. Raus aus der Lethargie, rein in die Innovation!

Das zweite ließe sich durch das Klimageld perfekt auflösen. Alle Einwohner erhalten den gleichen Betrag und entscheiden selbst, wie sie damit umgehen. Wirtschaftlich Schwächere stoßen in der Regel weniger CO₂ aus als Reiche und erzielen damit automatisch einen Überschuss am Monatsende. Tausende von Ökonomen empfehlen dieses Vorgehen, Verbände von Wohlfahrt bis Wirtschaft stehen in nie dagewesener Einmütigkeit dahinter, die AGEV hat zwei Brandbriefe dazu geschrieben, passiert ist – nichts. Dass die Regierung ihr Vertrauen verspielt hat, hat auch und vor allem mit solchem Missmanagement zu tun. Die Antworten von Wirtschafts- und Finanzministerium klangen geradezu hilflos, die Ausrede, man habe kein Geld dafür, ist erbärmlich, wenn parallel Intel mit 10 Mrd. Euro subventioniert wird.

Eine ähnliche Hilf- und Tatenlosigkeit beobachten wir in der Sozialversicherung. In diesem Jahr gibt es die meisten 60. Geburtstage aller Zeiten zu verzeichnen, aber alle Berliner Politiker ducken sich weg, ja nehmen Reißaus, wenn man sie fragt, wie deren Rente finanziert werden soll. In den nächsten Jahren gehen doppelt so viele Menschen in Rente wie neu in den Beruf. Und Letztere sind nicht auf dem Bildungsniveau, das ein Hochtechnologieland wie Deutschland benötigte. Ein Beispiel von vielen: Nur 60 Prozent der 30.000 Informatikstudenten verlassen ihre Uni mit einem Abschluss – welch gigantische, menschliche und volkswirtschaftliche Verschwendung!

Apropos Desaster: Laut dem Bundesrechnungshof muss der Bundeszuschuss von derzeit schon unglaublichen 100.000.000.000 € jährlich zur Rentenversicherung bis 2060 auf unvorstellbare 500 Mrd. € p. a. erhöht werden, um die zu erwartenden Verluste aus der oben beschriebenen Entwicklung auszugleichen. Der gesamte Bundeshaushalt betrug 2023 „nur“ 476 Mrd. … Über die am Horizont aufziehende, parallele Katastrophe bei Kranken- und Pflegeversicherung rede ich gar nicht erst.

Ich muss dann immer an Eishockey denken, denn der Schläger dieser Sportart sieht genauso aus wie die Kurven der Schäden des Klimawandels und der Kosten der Rentenzahlungen. Wir befinden uns gerade an der Stelle, wo der Stock in die Senkrechte geht. Und eines der Dramen der Menschheitsgeschichte ist, dass wir evolutionsbiologisch nicht mit exponentiellen Entwicklungen umgehen können und sie dann sehenden Auges ignorieren.

Nur diesmal zahlen unsere Kinder und Enkel dafür, weiß Ihr

Franz J. Grömping

Ich freue mich auf Ihre Meinung an groemping@agev.de

PS: Der Staatsfonds zur Sicherung der norwegischen Renten hat 2023 ein Plus von 16 Prozent erzielt. Alle Bemühungen, in Deutschland auch nur einen Schritt in diese Richtung zu gehen, wurden bisher ein Opfer politischer Grabenkämpfe und der Lobbyinteressen der Finanzindustrie.